Projekt 2024-04111A
Roco 04111A - C 5/6
Dieses Projekt wurde von Dezember 2024 bis Februar 2025 bearbeitet.
Stichworte: Zinkpest, Getriebetausch, Fehlersuche, Dioden- und Kondensatortausch, Wartung, Ausbesserung optischer Mängel
Erwerb
Diese wunderschöne Schweizer Dampflokomotive wurde auf ebay als Bastlerlok ersteigert.. laut Beschreibung "funktioniert der Motor, greift aber nicht (Getriebeproblem?)" - wir müssen uns also schonmal darauf einstellen, dass wir eventuell Ersatzteile organisieren müssen.

Doch um welche Lokomotive handelt es sich eigentlich?
Als erste Schweizer Dampflokomotive wurde die SBB C 5/6 "Elefant" als Neuheit im Roco Hauptkatalog 1982/83 vorgestellt [1].

Die Lok war für damalige Verhältnisse optisch wunderschön ausgeführt und fein detailiert - allerdings hatten viele Loks dieser Artikelnummer ein technisches Problem, welches sich üblicherweise erst viele Jahr später bemerkbar machen sollte - doch dazu gleich mehr.
Diagnose
Optisch war die Lok in gutem Zustand und hatte nur kleinere Mängel - beispielsweise Flugrost an den metallischen Leitungsrohren an der Seite, oder kleine Abnutzungsspuren an der Lok/Tender-Verbindung.. ausserdem waren die Stufen zum Führerhaus etwas locker (eventuell Zurüstteile?)

Eine erste Testfahrt brachte jedoch 2 verschiedene technische Probleme zum Vorschein: Das erste Problem betraf den vom Rest der Lok abkoppelbaren Tender. Dieser schien zwar Strom aufzunehmen, da der Motor lief - jedoch wurde das Drehmoment nicht auf die Räder übertragen, wie man im Video schön sehen (und hören) kann [2].
Das zweite Problem betraf den vorderen Teil der Lok: Dieser schien zeitweise zu blockieren - insbesondere wenn die Lok um die Kurve fuhr: Irgendetwas schien falsch eingestellt, verbogen oder verkeilt zu sein, weswegen die Räder dann nicht mehr frei laufen konnten [3].

Uns wird nichts anderes übrig bleiben als beide Teile zu öffnen - wer eine Betriebsanleitung zur Verfügung hat, ist dabei klar im Vorteil da dies vor allem beim vorderen Teil alles andere als trivial ist.. aber zunächst werden wir uns mit dem Tender befassen.
Reparatur und Wartung des Tenders (Teil 1)
Dieses Modell besitzt zwei Seitenleisten welche aufgeklipst sind und leicht mit einem flachen Schraubendreher abgemacht werden können. Dadurch ergibt sich dann ein Zugang zu zwei seitlichen Schlitzschrauben.
Der Plastikdeckel mit dem Kohle-Imitat kann ebenfalls entfernt werden und gibt dann einen Blick auf die Platine und den Motor frei.


Nun könnte man (logischerweise) annehmen, dass sich nach dem Entfernen der beiden seitlichen Schrauben der metallische Deckel abnehmen lässt. Weit gefehlt: Roco hatte nämlich, aus welchem Grund auch immer, die Idee, den Deckel mit einer Presspassung einzupassen - eventuell, um den Motor in Position zu halten. Dies hat zur Folge, dass man den Deckel fast nicht abbekommt ohne ihn zu zerstören.. für eine adequate Reinigung und um Zugang zur Platine und zum Motor zu bekommen ist dies jedoch unerlässlich.
Nach einigen erfolglosen Versuchen, den Hebel vorsichtig auszuhebeln musste man zu einem bewährten "Hausmittel" greifen - nämlich zu WD40. Dieses Spezialöl hat den Vorteil, dass es in feinste Ritzen vordringen kann und es somit eventuell möglich macht, den Deckel doch noch zu entfernen - man muss sich jedoch jetzt schon darauf einstellen, dass es nicht einfach sein wird, alle WD40-Rückstände danach wieder aus dem Tender zu entfernen.
Ein paar Spritzer wurden also entlang des Deckels verteilt und mussten erstmal einwirken. Danach konnte man dann weitere Versuche unternehmen, den Deckel doch noch abzubekommen.



Anschliessend wurde wieder versucht, den Deckel auszuhebeln - diesmal mit Erfolg.. was jedoch leider mit einem Bruch der Hebelnase miteinging. Dies war einerseits der Passung geschuldet - andererseits jedoch auch dem relativ brüchigen Druckguss.. doch dies sollte nicht das letzte Materialproblem bei diesem Modell sein, wie wir bald feststellen sollten..



Die unschöne Bruchfläche der Rastnase wurde mit einem Bohrschleifer entgratet und geglättet.. ein normaler Rundschleif-Aufsatz ist aufgrund der Weichheit des Materials dafür völlig ausreichend.

Um die Fläche dann wieder farblich anzupassen wurden drei verschiedene Schwarztöne von Emailfarben in Betracht gezogen. Die optische Wirkung kann man am besten direkt auf dem auszubessernden Material testen: Zu diesem Zweck wurde auf der Innenseite des Deckels einfach eine kleinere Fläche mit dem jeweiligen Farbton ausgemalt und danach mit dem Schwarzton der Lok verglichen.. "Matt Schwarz (9)" passte am besten und wurde auf die Bruchstelle aufgetragen. Im Betriebszustand (wenn die Lok an den Tender gekoppelt ist) ist die Bruchstelle dann kaum mehr wahrnehmbar.


Als nächstes mussten wir das Getriebe ausbauen. Dies ging von der Unterseite, ebenfalls durch die Entfernung von 2 Schrauben - bereits vor dem Ausbau konnte man jedoch sehen, dass etwas am Getriebe generell nicht stimmen konnte: Die Zahnräder waren merkwürdig winkelig verdreht und liessen sich keinen Mikrometer bewegen. Ausserdem schien die Distanzleiste - wohlgemerkt ein Metallteil - ebenfalls verdreht.


Der Verdacht bestätigte sich sogleich bei der (versuchten) Herausnahme des Getriebes - welches buchstäblich bei jeder Berührung zerbröselte. Etwas Recherche brachte zutage, dass Roco bei diesem Modell wohl minderwertigen Werkstoff verbaut hatte. Die Legierung führte nämlich über die Jahre dazu, dass sich alles verformt und versprödet: Der Verdacht liegt nahe, dass es sich dabei um interkristalline Korrosion (umgangssprachlich "Zinkpest") handelt.


Da wahrscheinlich auch die Plastik-Zahnräder bei diesem Prozess in Mitleidenschaft gezogen wurden führte wohl kein Weg daran vorbei, sich ein Ersatzgetriebe zu besorgen. Das naheliegendste wäre, ein ROCO-Ersatzteil eines neueren Modells zu kaufen und darauf zu hoffen, dass es passt - die entsprechende Artikel-Nummer ist jedoch, wenig überraschend, ausverkauft.
Falls man nicht gerade das Glück hat, über eine Bastlerlokomotive zu stolpern welche ein funktionales Getriebe sein Eigen nennt muss man sich in Richtung Drittanbieter orientieren - oder darauf hoffen, dass irgend jemand ein passendes Ersatzteil (eventuell von einem neueren Modell) gehortet hat welches man dann trotzdem passgenau verbauen kann.
Es gibt überraschenderweise einen kleinen Markt für genau diese Getriebe - was darauf schliessen lässt, dass viele ältere Roco-Modelle des Typs C 5/6 dieses Problem haben. Puristen können sich beispielsweise das Ersatzgetriebe von sb aus Messing leisten - für schlappe 108 EUR (Stand: Februar 2025) [4].

Dieses Getriebe wäre wahrscheinlich die beste Wahl, übersteigt jedoch den Wert einer neuwertigen Lok.
Es gibt auch findige, spezialisierte Händler welche es sich zum Geschäftsmodell gemacht haben, gewisse Ersatzteile aufzukaufen oder zu sammeln und dann gegen Aufpreis weiterzuverkaufen - zum Beispiel auf ModellbahnMarkt24 oder ebay:

Auf letzterer Plattform wurden wir schlussendlich dann auch fündig: Man konnte einen kompletten, passenden Getriebesatz inklusive Zahnräder um rund 27 EUR inkl. Versand kaufen - das war zwar alles andere als preiswert.. jedoch scheint es sich um neuwertige Ware inklusive aller passenden Zahnräder zu handeln - und bevor das Projekt auf der Suche nach preiswerteren Alternativen monatelang im Regal liegen bleibt, muss man eben auch mal draufzahlen.

Die Lieferung war dann auch sehr schnell und problemlos - nun kamen die alten Getriebereste raus, und das neue, passgenaue Getriebe rein.

Wie gewohnt wurden alle Achsen der Plastikzahnräder sowie die Radachsen mit einem winzigen Tropfen Spezialöl eingeölt - anschließend wurden die Zahnräder selbst mit Spezial-Schmierpaste eingefettet.

Auf der Oberseite des Tenders wurde nach einer kurzen Inspektion des Motors und der Platine zunächst alles so belassen, wie es ist - das dünne Stück Isolierpapier zwischen Platine und Gehäuse jedoch wurde durch ein Isolierklebeband ersetzt da es schon in die Jahre gekommen war und neben Lackresten auch etwas Getriebeöl abbekommen zu haben schien.
Beim Schliessen des Tenders mit den beiden seitlichen Schrauben zeigte sich jedoch schon das nächste Problem: Eines der beiden Innengewinde im Tendergehäuse war nämlich schon so abgenutzt, dass die Schraube in der Endposition nicht mehr richtig greifen konnte und locker blieb.


Eine erste Testfahrt des Tenders zeigte, dass der Getriebewechsel durchaus erfolgreich war - die Lok fuhr vorwärts anstandslos - bei der Rückwärtsfahrt hörte man jedoch Schnarrgeräusche, war darauf schließen liess, dass irgendetwas bei den Abständen oder Profilen der Zahnräder zueinander nicht stimmen konnte [6]. Später werden wir sehen, dass es noch ein paar mehr Probleme am Tender zu lösen gibt.
Reparatur und Wartung der Lokomotive
Nun aber mussten wir uns erst mal dem Vorderteil der Lok zuwenden um herauszufinden, warum sie Probleme hatte, um die Kurve zu fahren.
Das Gehäuse abzubekommen ist nicht einfach - schon gar nicht, wenn man nicht weiß, was man tun muss, um den Kessel vom Rest der Lok zu trennen. Die Anleitung gibt darüber gottseidank Aufschluss und Hinweise, dass man zuvor neben dem Lösen einer Schraube an der Unterseite auch ein bestimmtes Teil der Steuerung aushängen muss - ansonsten sucht man nämlich vergeblich nach Rastnasen oder Schrauben, die das Abnehmen blockieren (hier der Ausschnitt einer vergleichbaren Anleitung eines neueren Modells) [5].


Direkt nach dem Abnehmen konnte man schon eine potentielle Ursache finden weswegen sich die Räder in der Kurve nicht durchdrehen wollten: Eine Stromabnahmefeder war verbogen und blockierte eine Achse nach innen.
Ausserdem kann man nach Abnahme des Achsendeckels an der Unterseite erkennen, dass nicht nur die Tender-Räder gereinigt werden mussten, sondern auch die Räder und Achsen der Lok: Staub und Öl hatten in Jahrzehnten eine dunkle Schicht gebildet welche es zu entfernen galt.


Hierfür nimmt man am besten die Kuppelstangen von den Rädern welche, wie bei Roco üblich, mit winzigen Sechskant-Schrauben festgeschraubt sind. Dafür brauchen wir einen Maulschlüssel (oder alternativ einen Steckschlüssel) mit 2.5mm Schlüsselweite. Auch hier empfiehlt es sich natürlich, größte Vorsicht walten zu lassen, um die filigranen Teile nicht zu verbiegen und nichts zu verlieren. Ausserdem bietet es sich an, jeden einzelnen Schritt fotografisch festzuhalten, um alle Gestängeteile später wieder in der richtigen Reihenfolge zusammenbauen zu können.



Soweit, so gut - nach Vorreinigung mit Waschbenzin und Wattestäbchen heisst es nun für alle Teile: Ab ins SR24-Bad (alternativ, falls vorhanden: In den Ultraschall-Reiniger!)



Während des Bads werden auch alle Stromabnehmer aus Federbronze noch mit Waschbenzin und einem Glasfaserstift behandelt und die Gehäuseteile und Achsaufnahmen von Schmierrückständen gesäubert.



Beim Zusammenbau der nun gesäuberten Gestänge konnt schlussendlich noch ein winziger Tropfen Spezial-Schmieröl auf alle beweglichen Verbindungen - die Wartung des Vorderteils der Lok ist somit abgeschlossen.

Beim Zusammenbau der Lok kommen nun wieder alle Stromfedern sowie die drei Spanten an ihre Plätze und das Spurrad auf den vorderen Bolzen - dabei nicht vergessen, die kleine Metallfeder zwischen Unterbau und Radgestell wieder einzusetzen.


Schliesslich wird der Kessel wieder eingefädelt, danach werden die beiden winzigen Gabeln des Gestänges wieder durch die Öffnungen geführt und aufgeklipst. Achtung: Die Öffnung neben dem Führerhaus der Lok für die Gestängeverbindung einer der Gabeln ist kaum zu sehen - kann jedoch "erfühlt" werden.




Reparatur und Wartung des Tenders (Teil 2)
Nun können wir uns nochmals dem Tender zuwenden welcher noch nicht so ganz rund läuft. Ausserdem taten sich bei genauerer Inspektion der Komponenten noch ein paar andere Probleme auf: Das Endlicht am Tender funktioniert bei der Fahrt nicht (obwohl das Lämpchen selbst funktional ist), im Bereich der Stromkontakte scheint es seit neuestem einen Kurzschluss zu geben, und es hat sich ein Riss im oberen Tenderrahmen gebildet - und zwar im Bereich der Schraube, welche sich nicht mehr richtig festdrehen lässt: Das alles zusätzlich zum ursprünglichen Rest-Problem des schnarrenden Getriebes.


Im Prinzip wäre es wohl das Zielführendste, sich angesichts all dieser Probleme einen Ersatztender zu besorgen.. doch woher nehmen, wenn Kommissar Zufall nicht helfen möchte? Also - zurück an den Basteltisch: Man muss eben versuchen, das Beste daraus zu machen - und wir können zumindest versuchen, zu verstehen woher all diese Probleme kommen um sie so gut wie möglich zu lösen.
Beim Testen der Platine kam zum Vorschein, dass die Diode nicht mehr richtig funktionierte und ersetzt werden musste. Die Funktion einer Diode ist es ja, Strom in einer Richtung (mit einem gewissen Widerstand) durchzulassen und in die andere Richtung zu blockieren. Ein kurzer Test mit dem Multimeter zeigte jedoch, dass dies nicht mehr der Fall war. Das lag eventuell daran, dass es bei den stromabnehmenden Rädern im Tender gelegentlich zu einem Kurzschluss kommt wenn die Räder oder die zugehörigen Stromabnehmer-Federn "falsch" ausgerichtet sind.
Als modernere Version der verbauten Diode wurde eine 1N4148-Diode als Ersatz gewählt welche bei Gelegenheit einmal auf Vorrat für frühere Projekte gekauft wurden und wurde neu auf der Platine verlötet.


Nach dem Anlöten der Diode kam zum Vorschein, dass sich auch die Füße des Kondensators (welcher höchstwahrscheinlich zur Entstörung dient) verfärbt hatten - höchstwahrscheinlich aufgrund der HItzeeinwirkung des Lötkolbens. Nachdem die frisch eingelötete Diode nach einem weiteren ungeplanten Kurzschluss-Missgeschick wieder flöten ging wurde daher beschlossen, neben einer neuen Diode auch gleich den Kondensator zu ersetzen - und zwar durch ein baugleiches Teil mit der Bezeichnung "472", was einer Kapazität von 4.7 nano-Farad entspricht: Derartige Kondensatoren wurden, da sie im Modellbahn-Bau häufiger vorkommen, ebenfalls mal für frühere Projekte auf Vorrat gekauft. Die Füsschen wurden, wie in der originalen Anordnung, auf beide Pol-Verbindungen des Motors gelötet.




Um den Kurzschluss besser zu verstehen wurde zunächst mal der Motor mit Isolierband umwickelt und wieder in den Tender eingesetzt, um ein paar Messungen durchzuführen. Hierbei wurde deutlich, dass der Kurzschluss wohl direkt von der metallischen Motor-Ummantelung verursacht wurde.. der Strom schien also durch den kompletten Tender-Rahmen zu laufen und nicht nur durch die Kabel.. von einem Kurzschluss war jetzt, nach Abschirmung des Motors, nämlich nichts mehr zu sehen.



Nun jedoch kam die Überraschung: Der "leitende Tenderrahmen" scheint tatsächlich so gewollt zu sein! Als nächstes mussten wir nämlich die Radschleif-Kontakte ausbauen, welche auf dem selben Teil wie die Tender-Lämpchen verbaut waren.. und hier sieht man ganz deutlich, dass einer der Pole der Radschleifer nicht mit einem Kabel zur Platine führte, sondern stattdessen leitend mittels einer weiteren Strom-Feder mit dem Tenderrahmen verbunden war (wobei der andere Pol mit einem schwarzen Kabel zur Platine geführt wurde).. ebenso wie das Ersatzlämpchen welches einen Pol direkt am Rahmen anliegen hatte! Der Kurzschluss musste also daher kommen, dass der zweite Stromkontakt irgendwo am Metalltender ungeplant mit dem ersten Stromkontakt in Verbindung kam.


Neben den Lichtleitern fanden sich (nicht überraschend) auch weitere WD40-Rückstände auf dem ausgebauten Teil, welche fein säuberlich weggereinigt wurden. Konnte das WD40 also für den Kurzschluss verantwortlich gewesen sein? Die wahrscheinliche Antwort lautet - Nein: WD40 ist nämlich (zumindest laut Herstellerangaben) NICHT leitend - für alle, die es immer schon mal wissen wollten [7]:

Eine andere Ursache für den Kurzschluss könnte das alte Isolierpapierchen sein, welches sich über dem Lötkontakt eines Radschleifers befindet und die Lötstelle anscheinend gegen das Gehäuse isolieren sollte: Dieses könnte im Laufe der Jahrzehnte leicht verrutscht oder spröde/verschmutzt und dadurch leitend geworden sein.

Diese Isolierung wurde durch hochwertiges Kapton-Isolierband ersetzt: Bei Gelegenheit wurden auch gleich ein paar andere Bereiche auf der Platine und um die Lötstellen isoliert, um unangenehmen Überraschungen wie Kurzschlüssen vorzubeugen.




Trotz aller Bemühungen blieb der Kurzschluss nach Entfernen der Motorisolierung jedoch bestehen - was darauf hindeutete, dass der Kurzschluss im Motor selbst verursacht wurde. Um der Ursache weiter auf den Grund zu gehen wurden beidseitig die Kohlen ausgebaut - was sich relativ einfach bewerkstelligen ließ indem man die sechseckigen Fassungen zB mit einer Zange herausdreht - diese wurden sogleich gereinigt.


Hier wurde dann schlussendlich auch die Ursache für den Kurzschluss gefunden: Eine Kohle-Fassung ist nämlich gegen das Gehäuse isoliert, die andere nicht. Welche Fassung das ist, ist jedoch nicht intuitiv: Es ist nämlich jene ohne Beilagscheibe. Die Beilagscheibe ist metallisch-leitend, wohingegen sich unter der anderen Fassung eine kleine, isolierende Plastikplatte befindet. Diese sieht von außen jedoch identisch mit dem Gehäuse aus und wird erst durch den Ausbau der Fassung sichtbar.
Der zweite Grund, warum der Kurzschluss nicht eher gefunden wurde, war ebenfalls nicht intuitiv: Der Motor wurde nämlich im Zuge der Tests stets "richtig herum" aus- und wieder eingebaut - nämlich mit dem ROCO-Schriftzug "richtig" herum, dass er normal lesbar ist. Damit sich die isolierte Fassung jedoch auf der richtigen Seite befindet, muss man den Motor kopfüber einbauen - also mit dem ROCO-Schriftzug verkehrt herum. Auf sowas muss man erst mal kommen - es scheint, als ob der Hersteller seinen Spaß daran hatte, Bastler bei der Fehlersuche so wenig wie möglich zu unterstützen ;)

Wie auch immer - nun war der Kurzschluss gebannt, und Motor sowie Getriebe liefen wieder so wie sie sollten [8].


Genau so, wie sie sollten? Nein - das Schnarrgeräusch war leider beim Testen des Tenders auf einer kurzen Teststrecke bei Rückwärtsfahrt nämlich leider immer noch vorhanden [9].
Dies könnte beispielsweise an der Position der Schnecke relativ zum ersten Getriebezahnrad liegen: Da die Schnecke leider nur einseitig als "Quer-Ausleger" gelagert ist (und nicht beidseitig gelagert) kann es sein, dass die Abstände der Zahnflanken, zumindest bei der Fahrt in eine Richtung, nicht mehr genau passen. Dies wird manchmal auch augenscheinlich, wenn der Motor nur lose und ohne Druck in den Tenderrahmen gelegt wird: Dann greifen nämlich die Flanken der Schnecke nicht ins Getriebe hinein und "rasieren" die Zahnräder nur.
Um dem etwas vorzubeugen wurde auf der Oberseite des Motors etwas verstärktes Klebeband befestigt, um den Motor am Ausleger-Ende der Schnecke beim Einbau des Rahmendeckels etwas nach unten zu drücken: Dies sollte etwas helfen, dass die Zähne und die Zahnflanken der Schnecke und des Getriebezahnrads besser ineinander greifen.

Diese Maßnahme stellte sich auch als wirkungsvoll heraus - alle Zähne griffen nun gut ineinander. Am Schnarrgeräusch bei der Rückwärtsfahrt änderte das jedoch trotzdem nichts.. zumindest konnte die mögliche Ursache jedoch etwas eingegrenzt werden:
- Die Zahnflanken-Profile der Achs-Zahnräder oder der Schnecke könnten abgenutzt/verschlissen sein (die Zahnräder des gekauften Getriebes sind ja neu). In diesem Fall könnte der Tausch der Radsätze oder der Kunststoff-Schnecke helfen.
- Das Getriebe und die Achs-Abstände der Zahnräder sind nicht präzise genug gefertigt, um das Original-Getriebe 1:1 zu ersetzen. In diesem Falle müsste man das Getriebe nochmals tauschen.
- Der Motor, die Welle mit der Plastikschnecke oder das Tender gehäuse hat sich etwas verzogen, weswegen die Schnecke nicht mehr exakt genug zum Getriebe positioniert ist. In diesem Fall hilft nur der Tausch des Tendergehäuses oder des Motors
Was auch immer die Ursache ist: Im Moment konnte sie aufgrund fehlender Ersatzteile leider nicht behoben werden - zumindest für den Moment.
Schlussendlich mussten aufgrund unserer Reparatur-Tätigkeiten nochmals einige Bereiche des Tenders optisch nachgebessert werden da die Farbe an einigen Kanten und Ecken etwas abgeblättert war. Dies wurde, wie bereits zuvor, wieder mit Emailfarben gelöst - mit zufriedenstellendem Ergebnis, auch wenn der Farbton im Vergleich zum original etwas zu glänzend ausgefallen ist.


Für die Testfahrt der ganzen Lok nach der Reparatur des Tenders wurden nochmals ein paar Zurüst- und Ansteckteile angebracht welche im Zuge der Reparatur in die OVP geräumt wurden. Diese schienen noch überraschend vollständig zu sein, inklusive der Kolbenstangen und aller Kupplungen.

Bei der Testfahrt dann kam heraus, was schon vermutet wurden: Bei der Rückwärtsfahrt gab es leider immer noch einige Probleme - unter anderem war das Schnarrgeräusch zu hören, die Stromabnahme (vor allem im Radius R2) funktionierte nicht optimal, die Räder der Lok blockierten im Radius von Zeit zu Zeit immer noch (vor allem bei Langsamfahrt), und die Lichtfunktion im Tender war nicht zu sehen. Im Gegensatz dazu funktionierte die Vorwärtsfahrt (inklusive LIcht) problemlos und geschmeidig [10].
Damit wurde die Lokomotive zumindest teilweise wieder als Vitrinenmodell instandgesetzt welches gut vorwärts fährt. Für eine problemlos funktionierende Rückwärtsfahrt und somit einer Komplettreparatur für zuverlässigen Anlageneinsatz fehlen jedoch die Ersatzteile (am besten ein kompletter Ersatztender).
Die Reparatur dieses Aspekts musste deshalb auf unbestimmte Zeit verschoben werden: So lange durfte unsere C 5/6 nun wieder in ihrer Original-Verpackung verschwinden.
~HS~


Referenzen
[1] Foto aus dem Roco Hauptkatalog 1982/83, S.11 oben
[2] Blockierte Räder im vorderen Teil der Roco C 5/6 - https://www.dropbox.com/scl/fi/077auk9xoph4gj3p8nysj/R-der-blockieren-C5-6.mp4?rlkey=a1ovvytgpapty69vt57zr6dpl&st=08edsb7v&dl=0
[3] Laufender Tendermotor der Roco C 5/6 ohne Kraftübertragung an die Räder - https://www.dropbox.com/scl/fi/1a2ulzi7ks4iuw5mnovid/Tendermotor-l-uft-ohne-Kraft-bertragung.mp4?rlkey=1byqbr2rs99vxxoz9dso3ds8r&st=uyuaoyeo&dl=0
[4] Ersatzgetriebe von sb-modellbau - https://www.sb-modellbau.com/details/H0-Motorisierungssatz-Roco-SBB-C-5_6-Ersatzgetriebe_28033G
[5] Anleitung zur Abnahme des Gehäuses der ROCO C 5/6 63322 (neueres Modell) - https://z21app.roco.cc/doc/an/1/de/8063322920.pdf?srsltid=AfmBOop4-Z1mha4NktjnodGWWQJVryyRrrpSDEI629W3Sr_NU2-FKtSk
[6] Erste Testfahrt des C 5/6 Tenders nach Getriebeeinbau - https://www.dropbox.com/scl/fi/qblet3eg8ly9ls53afvq8/C-5-6-Testfahrt-Tender-Schnarrger-usche.mp4?rlkey=jjmcdic4d6igq012ktcny2wdq&st=z03gf7wp&dl=0
[7] "Ist WD40 leitfähig?" FAQs WD40 Deutschland (website aufgerufen im Februar 2025) https://wd40.de/faqs/#:~:text=Nein%2C%20WD%2D40%C2%AE%20Multifunktionsprodukt,Durchschlag%2Feiner%20elektrischen%20Leitf%C3%A4higkeit%20kommt.
[8] Getriebe- und Motortest nach Behebung des Kurzschlusses - https://www.dropbox.com/scl/fi/goya45onqxyr6vxgik0hj/Getriebe-und-Motortest-C-5-6.mp4?rlkey=xgvmk7lk3h35qt01xamcu4hdf&st=ffzkqpk3&dl=0
[9] Tender-Testfahrt nach Behebung des Kurzschlusses: Schnarrgeräusch bei Rückwärtsfahrt (leider) mmer noch vorhanden - https://www.dropbox.com/scl/fi/xm5915c7lauf2nhxh3mk4/Tendertestfahrt-nach-Behebung-des-Kurzschlusses.mp4?rlkey=lvjrcrai2kbupb2u53r8lhzmc&st=9gm5iv8q&dl=0
[10] Testfahrt nach Tenderreparatur - https://www.dropbox.com/scl/fi/ovneqrp71v4eclle45vcp/Testfahrt-nach-Tenderreparatur-2.mp4?rlkey=ca2x5x3fzuiw91shme16o5pt2&st=kbbnbed9&dl=0
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