Projekt 2024-04141A
Roco 04141A - BR 118
Dieses Projekt wurde im April und Mai 2024 bearbeitet.
Stichworte: Austausch und Einlöten von Dioden, Wartung des Getriebes, Reinigung und optische Verschönerung
Ankauf
Für dieses Projekt wurde zunächst eine Bastlerlokomotive auf ebay erworben:



Laut Beschreibung funktioniert der Antrieb, "Service ist jedoch erforderlich".. wir werden also herausfinden müssen, was damit gemeint ist. Doch um welches Modell handelt es sich eigentlich?
Die wunderschöne Elektrolokomotive BR 118 wurde von Roco im Jahr 1977 als Artikel-No. 4141 A in Ozeanblau/Beige zusammen mit ihren anders gefärbten Schwestern 4141 B, 4141 C und 4141 D vorgestellt [1]:

Nun, da wir wissen, worum es sich handelt, werfen wir einen Blick auf den Zustand der gelieferten Lokomotive.
Diagnose
Ein erster Blick zeigt: Die Lokomotive scheint gealtert/patiniert zu sein: Darunter versteht man eine künstliche Alterung der Optik, um ein Modell realitätsnäher auf einer Anlage repräsentieren zu können. Solche Alterungen sind nicht jedermann's Sache und stark vom Geschmack des Besitzers abhängig. Ausserdem werden viele Alterungen nicht von Profis, sondern von Amateuren durchgeführt, weswegen sie oft nicht viel realitätsnäher wirken als das neue, unbehandelte Modell. In diesem Fall ist nicht nur Patinierung erkennbar, sondern auch andere Flecken und sogar schwarze Fingerabdrücke.

Ausserdem sind einige Klebestellen nahe einem Puffer erkennbar - hier wurde wohl viel zu viel Klebstoff verwendet, um ein Zurüstteil anzukleben, weswegen sich das Harz über den ganzen Bereich verteilt hat. Die Pantographen und andere Metallteile haben etwas Flugrost angesetzt.. einige transparente Plastikteile sitzen ausserdem locker und lassen sich eindrücken. Nun werden wir uns kurz dem technische Zustand der Lokomotive widmen.


Beim Einfahren auf der Teststrecke ruckelt die Lokomotive etwas, was auf unregelmässige Stromabnahme hindeutet - ein typisches Problem von alten Lokomotiven, die keine blanken Radflächen oder etwas verbogene Stromabnehmer haben. Ausserdem funktioniert nur ein Lichtwechsel, was darauf hindeutet, dass eines der beiden Lämpchen seinen Geist aufgegeben haben. Bei genauerem Hinsehen stellen wir fest, dass sich ausserdem die Ummantelung der Dioden neben den Lämpchen bereits auflöst - ein Austausch dieser Komponenten bietet sich also ebenfalls an.

Zunächst müssen wir überprüfen, ob die Lämpchen tatsächlich kaputt sind. Dafür bietet sich ein Labornetzteil mit Gleichstrom-Ausgang an.. alternativ kann aber auch ein Trafo verwendet werden - Und siehe da: Beide Lämpchen leuchten! Das bedeutet also, dass die Lämpchen nicht die Ursache waren, dass der Lichtwechsel nicht mehr funktionierte - sondern wahrscheinlich die Dioden neben den Lämpchen.


Dioden sind einfache elektronische Bauteile, welche Strom in einer Richtung durchlassen, in der anderen jedoch nicht. Somit lässt sich bei Gleichstrom ein Lichtwechsel mit zwei Lämpchen in einer sehr einfachen Schaltung realisieren. DIe Dioden, welche in der Platine verbaut wurden, sind aus den 70er-Jahren - kein Wunder also, dass Sie nun (gut Jahre später) anfangen, zu zerbröseln. Nun, da wir also die wahrscheinliche Ursache des fehlenden Lichtwechsels kennen, geht es weiter mit der technischen Instandsetzung.
Reparatur und Instandsetzung
Original-Dioden als Ersatzteil wird man heutzutage kaum noch finden - es sei denn, aus einer baugleichen Lok.. jedoch werden sich diese mit der Zeit ebenfalls auflösen. Es bietet sich also an, die Dioden mit neuwertigen, moderneren Dioden aus späterer Produktion zu ersetzen.. und dafür gibt es mehrere Optionen, die noch dazu sehr preiswert sind: Passende Dioden gibt es heute wie Sand am Meer und für praktisch kein Geld auf diversen Online-Marktplätzen zu finden. In diesem Fall wurden ein paar Dioden vom Typ 1N4148 via kleinanzeigen.de gekauft und sollen die kaputten Dioden auf der Platine ersetzen. Auch Dioden vom Typ 1N4007 wären beispielsweise verwendbar, mit äquivalenter Funktionalität.
Dioden können mit einem Multimeter getestet werden. Falls kein Dioden-Testmodus auf dem Multimeter verfügbar sein sollte, kann man auch eine Widerstandsmessung durchführen. Eine Durchflussrichtung sollte den Strom leiten (mit geringem Widerstandswert).. die andere sollte keinen Stromfluss durchlassen. Falls dies nicht der Fall sein sollte, ist die Diode wahrscheinlich kaputt.


Zunächst müssen die alten Dioden herausgelötet werden. Dazu erhitzt man die Lötstellen mit einem handelsüblichen Lötkolben und zieht die Dioden-Enden heraus. Das bleihaltige Lötzinn müsste dabei auf der Lötstelle verbleiben und kann dadurch wiederverwendet werden. Falls nicht, kann man das Lötzinn auch entfernen und neues Zinn beim Einlöten der neuen Dioden verwenden.
Achtung: Beim Einlöten muss die Flussrichtung der Diode beachtet werden! Ansonsten läuft man in Gefahr, den Lichtwechseln umzupolen - Man möchte ja kein Rotlicht auf der Lokomotive sehen, wenn man Sie in Fahrtrichtung von vorne betrachtet. Üblicherweise befindet sich ein schwarzer oder silberner Querbalken auf der Seite der Kathode (das ist jene Seite, zu der der Strom hinfliesst). Der Balken muss sich also auf der alten Diode auf der selben Seite befinden wie auf der neuen Diode.


Nach dem erfolgreichen Einlöten wird die Funktion sogleich getestet. Auch im eingelöteten Zustand verhält sich die Diode ähnlich wie beim Testen zuvor, jedoch mit geringfügig verändertem Widerstandswert - die Dioden sind also auch nach dem Einlöten noch funktional. Danach zeigt sich auch auf der Probestrecke, dass der Lichtwechsel wieder wie vorgesehen funktioniert - die Reparatur des Lichtwechsels ist somit abgeschlossen.


Nach der technischen Instandsetzung werden Gehäuse und Pantographen gereinigt.. dafür muss das Gehäuse abgebaut und zerlegt werden - Fotos der Schritte und Aufbewahrungsdosen für die Kleinteile bieten sich dabei an, damit man nichts vergisst oder verliert. Für wenig Geld kann man sich auch Lokliegen aus festem Schaumstoff-Material kaufen oder selber basteln, welche üblicherweise magnetische Haltebereiche für metallische Kleinteile beinhalten.


Die Patinierung wird teilweise wieder entfernt - ausserdem werden wir versuchen, die Fingerabdrücke und Flecken wieder wegzubekommen. Dabei fängt man mit dem schonendsten Verfahren an und arbeitet sich vor bis zu aggressiveren Mitteln, um die ursprünglichen Farben und Lacke möglichst zu erhalten: Radiergummi --> Wasser --> Wasser mit Spülmittel --> Waschbenzin --> Iso-Propanol/Alkohol (nur, falls nichts anderes mehr hilft).
Zahnbürsten, nicht-fusselnde Tücher, Zahnstocher und Wattestäbchen bieten sich zum reinigen und entstauben dabei an. Die Pantographen sowie kleinere Metallteile werden 24h in Coca-Cola eingelegt, um den Flugrost teilweise zu entfernen: Je länger man die Teile eingelegt lässt, umso mehr Flugrost löst sich dabei.


Nach der erfolgten Reinigung werden noch die transparenten Scheibenelemente innerhalb des Gehäuses mit Präzesions-Plastikkleber festgeklebt. Dabei muss man klarerweise darauf achten, dass man nicht zu viel Klebstoff verwendet da er sonst in die Scheiben hineinläuft und unschöne Klebestellen hinterlässt.

Wartung und Instandhaltung
Am Ende noch ein paar Wartungsarbeiten: Dafür müssen wir zunächst die beiden unteren Getriebedeckel entfernen. Das geht am besten mit einem sehr kleinen Schraubenzieher, indem man stirnseitig in den Schlitz zwischen dem Deckel und dem Kapselgetriebe fährt und versucht, den Deckel vorsichtig wegzuheben - möglichst, ohne dabei die Plastiknasen abzubrechen.
Vorsicht: Die kleinen Leiträder sind durch eine kleine Feder direkt am Getriebedeckel festgemacht! Am besten lässt man die Feder, wo sie ist und versucht, sie durch den Aus- und Einbau des Getriebedeckels möglichst nicht abzureissen.


Nach dem Öffnen des Deckels kann man die beiden Haupträder mit deren weissen Zahnrädern aus dem Getriebe entfernen und gründlich reinigen - ebenso die Zahnräder innerhalb des Getriebes sowie alle Achsen, Stromabnehmer und Radflächen. Eine übliche und pragmatische Methode dafür sind Wattestäbchen mit Waschbenzin und Papiertücher.


Ein kurzer Blick auf die Haftreifen zeigt, dass diese noch in überraschend gutem Zustand sind - da spart man sich die Ersatzteile gerne auf und lässt die Haftreifen nach kurzer Reinigung noch an den Rädern.
An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, dass das Getriebe weiter zerlegt werden könnte, um alle Komponenten einzeln ausbauen und noch gründlicher reinigen zu können. Um das Kapselgetriebe zerlegen zu können braucht man jedoch einen Spezial-Steckschlüssel - ausserdem müsste man, um an der Oberseite des Chassis ungehindert Zugang zu bekommen, die Platine ablöten. Auf diese Schritte wurde daher verzichtet.


Bevor alle Komponenten wieder ins Getriebe eingebaut werden, wird noch etwas Ballistol als Korrosionsschutz auf die Stromabnehmer sowie die Metallfedern aufgetragen - Ausserdem wird Spezial-Schmierfett auf die gereinigten Zahnräder getupft und ein winziger Tropfen Schmieröl auf jede Achslagerung aufgetragen.


Danach wird der Getriebedeckel vorsichtig wieder aufgeklipst und das Gehäuse aufgesetzt - auch hier ist dabei zu achten, dass die Plastik-Clips möglichst nicht abbrechen. Nach einer kurzen Probefahrt und Bestätigung der Laufeigenschaften sowie des funktionierenden Lichtwechsels kann unsere BR 118 nun wieder voll einsatzfähig in neuem Glanz erstrahlen.
~HS~




Referenzen:
[1] ROCO-Katalog 1977/78 - https://www.modelleisenbahntreff-nordheide.de/doc/ROCO1977.pdf
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