Projekt 2024-1664

Rivarossi 1664 - PRR GG1

Dieses Projekt wurde ab November 2024 bearbeitet.

Stichworte: Haftreifentausch, Wartung, optische Verschönerung, Schalterüberbrückung, Lämpchentausch

Erwerb

Diese mächtige amerikanische Elektrolokomotive kam aus dem Nachlass eines Freundes und lag jahrelang lose in einem Keller herum - ein perfektes und wunderschönes Objekt also zur Instandsetzung!

Doch um welche Lokomotive handelt es sich eigentlich?

Aufgrund der Markierungen an der Unterseite und der Betriebsnummer lässt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Lok beim Zeitpunkt der Instandsetzung schon rund 55 Jahre auf dem Buckel hat. Diese Lokomotive fand nämlich erstmals im Rivarossi-Hauptkatalog 1969/70 Erwähnung, und zwar als Herbstneuheit - auch wenn im Katalog noch die Betriebsnummer 4829 gezeigt ist [1]:

Aufgrund des Alters ist also bei der Handhabung Vorsicht angesagt - Original-Ersatzteile sind nämlich mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr verfügbar

Diagnose

Die Lok ist in überraschend gutem Zustand - optisch hat sie jedoch Mängel: Die Stromabnehmer sind mit Schmiere bedeckt und haben Flugrost, auf dem Plastik-Gehäuse hat sich eine dünne, etwas klebrige Schicht abgesetzt welche wohl eine Konsequenz der unsachgemässen Lagerung ist.

Die seitlichen Fenster sind etwas verschmutzt, wohl auch von innen.. ausserdem sind in den Haftreifen-Rillen bräunliche Folien zu finden welche spröde wirken. Eine kurze Testfahrt zeigt, dass die Lok noch fährt - und zwar gar nicht so schlecht wie befürchtet [2]! Es gibt jedoch natürlich Verbesserungspotential.. unter anderem scheint das Fahrtlicht auf einer Seite nicht zu funktionieren, und die Lok fährt manchmal nur schubweise was auf eine teilweise Unterbrechung der Stromzufuhr hinweist.

Man muss damit rechnen, dass auch das Getriebe verharzt ist - es gibt also einiges zu tun. Na dann legen wir mal los!

Ersatzteile

Im oberen Bild kann man in der Haftreifenrille von 3 Rädern eine dünne, bräunliche Folie erkennen welche sich im Rad durchdreht. Ist dies also ein "Haftreifen"? Die Folie scheint relativ wenig zusätzliche Haftung zu bieten da sie sehr glatt ist.

Auf der Ersatzteilliste der GG1, welche sich nach einer kurzen Internet-Recherche online finden lässt, ist eher unklar, ob die bräunliche Folie selbst ein Haftreifen ist [5].. die Original-Artikel-Nr ist jedenfalls als R09050 angegeben.

Auf einer kommerziellen website, welche diese Artikelnummer anbietet, findet sich jedenfalls ein "klassisch" aussehender Haftring aus dunklem Gummi auf dem Foto [6] - man muss also davon ausgehen, dass es sich bei den bräunlichen Folien eventuell um Haftreifen von einem Drittanbieter handelt.

Da diese bereits etwas fest und spröde geworden waren müssen wir uns also neue Haftreifen besorgen. Original Rivarossi-Haftreifen aus Italien nachzubestellen ist aus finanziellen Gesichtspunkten eine eher schlechte Idee - Suchen wir also bei Drittanbietern.

Eine der besten Quellen dafür ist KaModell - auch weil Produkte für alle gängigen Modellbahn-Marken angeboten werden, jedoch üblicherweise nur für aktuellere Modelle. Nach der GG1 sucht man daher auf der zugehörigen website vergeblich [3] - wir müssen also die Räder ausmessen und uns das passende Produkt selbst ableiten. Dafür gibt es bei KaModell eine ganz gute Anleitung [4]:

Mit den gemessenen Werten von ca 16.5mm Räderdurchmesser und 1.75mm Rillenbreite kommen wir in der Auswahl zu 8F. Die erforderliche Dicke muss abgeschätzt werden - die Rille scheint jedoch im Vergleich zu Haftreifen-Rädern anderer Hersteller sehr flach zu sein.. daher wurde 0.35mm gewählt, und somit die Haftreifen Artikel-Nr. 8F/0.35. Die bräunlichen, alten Haftreifen hatten nach kurzer Nachprüfung ebenfalls eine vergleichbare Dicke.

Nun zu den Ersatzlämpchen, da ja eines der Lichter nicht zu funktionieren scheint: Diese sind in der Ersatzteilliste als Artikel R11096 angegeben, anscheinend handelt es sich um Mikro-Lämpchen. Auch hier bringt eine Internet-Recherche ein Resultat davon, wie diese Lämpchen aussehen sollten - und auch hier sehen wir, wenn wir sie mit den wirklich verbauten Lämpchen vergleichen, dass es eine Diskrepanz zu geben scheint: Anscheinend wurden andere Lämpchen verbaut, und das auch noch relativ umständlich, mit zusätzlichen Lötverbindungen zu Stromkabeln anstatt die Original-Fassung zu verwenden.

Vielleicht könnte es daher mehr Sinn machen, Ersatz-Lämpchen einzubauen welche mit den Original-Ersatzteilen eher übereinstimmen? Auch hier bietet sich aus finanziellen Gründen an, die Lämpchen nicht direkt in Italien nachzubestellen - stattdessen suchen wir auf gängigen Verkaufsplattformen einfach nach Lämpchen mit ähnlichen Spezifikationen (14V, d4,6 x 11,5).. und werden auf ebay auch fündig:

Die Chance scheint ziemlich gross zu sein, dass diese Lämpchen passen werden - und unsere Lok daraufhin wieder in neuem Licht erstrahlt.. aber zuerst gehört die Lok erst einmal gründlich gereinigt.

Reinigung

Während wir auf die Haftreifen warten gibt es einiges zu tun, um die Lok optisch wieder auf Vordermann zu bringen. Zunächst nehmen wir das Gehäuse ab wo sogleich der Motor, ein paar Widerstände und Kabel, sowie gestapelte Metallplatten zum Vorschein kommen: Diese wurden höchstwahrscheinlich eingesetzt, um das Gewicht zu erhöhen und somit die Traktion der Lok etwas zu verbessern. Die Platten sind magnetisch und daher wahrscheinlich aus Eisenmaterial - da Blei unmagnetisch ist brauchen wir also keine weiteren Schutzvorkehrungen (Blei ist im Gegensatz zu Eisen nämlich giftig!). Insgesamt lässt sich sagen, dass sich das Innenleben der Lok in einem aussergewöhnlich gutem Zustand zu befinden scheint - dafür, dass sie rund 55 Jahre alt ist!

Stromabnehmer und Dachisolatoren lassen sich mit einer einzigen Schraube lösen. Die Pantographen sind etwas mit Fett und Farbe verklebt und werden zunächst 24 Stunden in Coca Cola eingelegt, um den Flugrost etwas zu reduzieren - danach nochmal in ein Bad mit SR24 Modellbahnöl. Schliesslich wurde noch eine dünne Schicht Ballistol-Universalöl aufgetragen um die Pantographen etwas gegen Korrosion zu schützen.

Das verbliebene Plastikgehäuse lässt sich relativ gut mit einer Seifenlauge reinigen. Hier fängt man nun zunächst mit der schonendsten Art der Säuberung an: Einem Pinsel. Dieser erwies sich jedoch als nicht sehr effektiv, weswegen daraufhin eine alte Zahnbürste verwendet wurde. Auch hier ging der Schmutz kaum ab - die Farbe jedoch auch nicht, weswegen wir schlussendlich auch Wattestäbchen anwenden konnten. Hier löste sich nun auch etwas braune Lackierung, weswegen die Verschmutzungen nur mit sehr moderatem Fingerdruck abgetragen werden konnte: Insgesamt war das Ergebnis aber sehr gut.

Schliesslich wurden von innen und aussen noch die Klarsicht-Teile gereinigt wofür ebenfalls Wattestäbchen verwendet wurden: In die kleinen Zwischenräume der Fensterrahmen kam man jedoch nur mit spitzen Wattestäbchen hinein und musste sehr vorsichtig agieren, um die Fensterteile nicht zu sehr in das Gehäuse hineinzudrücken.

Wartung und Instandhaltung

Die Wartung betraf vor allem die Getriebeteile und Achsen, welche mit (wahrscheinlich) rund 55 Jahre altem Fett verschmiert waren. Dieses musste natürlich entfernt und durch ein passendes Produkt ersetzt werden. Das Getriebe wurde damals noch aus Messing-Zahnrädern gefertigt die sich relativ einfach nach Entfernen der Bodenplatte zusammen mit den Rädern herausnehmen liessen: Eine gewisse Ästhetik der Teile lässt sich nicht bestreiten.

Nun wurden auch noch alle anderen Achsen entfernt und zunächst etwas vorgereinigt. Danach hiess es auch für diese Teile und die etwas angerosteten Befestigungsschrauben: Ab ins SR24 Modellöl-Bad worin sich der restliche Schmutz hoffentlich auch noch auflösen sollte.

Frisch aus dem Bad mussten ein paar Komponenten nochmals final mit Waschbenzin nachgereinigt werden - danach ging es aber an die Schmierung. Zunächst wurden die beweglichen Teile des Pantographen sowie alle Achslager mit einem winzigen Tropfen säurefreien Waffenöls geschmiert - alternativ kann man auch zB Ballistol oder anderes Spezialöl verwenden.

Danach ging es an die Haftreifen: Nach Entfernen der alten bräunlichen Folien war die Stunde der Wahrheit gekommen: Würden die neuen, vom Drittanbieter bestellten Haftreifen passen? Die Antwort: Ja - und zwar wie angegossen! Aufgezogen werden können Sie ganz gut mit einem Zahnstocher, oder aufgrund der Grösse auch einfach mit den Fingern.

Beim Einsetzen der Getriebezahnräder muss man auf mehrere Sachen aufpassen: Erst mal dass die Reihenfolge der Zahnräder und die Richtung der Zähne stimmt - es gibt bei diesem Modell sowohl rechts- als auch linksdrehende Zahnräder die man sich am besten vorher in der richtigen Konfiguration abfotografiert - dann kommt es später zu keinen Unklarheiten.

Ausserdem müssen die Räder je Fahrgestell immer zur selben Seite hin isoliert sein: Die Räder der beiden vorderen Fahrgestelle (2 kleine + 3 grosse Räder) jeweils nach rechts zur Fahrtrichtung, und die beiden hinteren Fahrgestelle (3 grosse + 2 kleine Räder) nach links hin. Somit wird auf den Schienen ein Kurzschluss verhindert da die Stromabnahme zentral auf den Achsen erfolgt.

Welches der beiden Räder von der Achse isoliert ist sieht man an der Innenseite der Räder: Entweder ist Plastik erkennbar, oder (jeweils auf dem gegenüberliegenden Rad der Achse) zusätzlich zum Plastik noch eine dünne Metallscheibe. Diese überbrückt die Isolierung und macht das Rad gegenüber der Achse leitend.

Für die Schmierung der Zahnflanken aus Messing wurde Spezialfett gewählt - falls man keines zur Hand hat kann jedoch auch säurefreies Öl oder eventuell Ballistol verwenden. Auch hier gilt: Weniger ist mehr - daher wurde nur sehr wenig Fett mit einem Zahnstocher auf die Flanken aufgebracht.

Damit ist die Getriebewartung abgeschlossen, und alles kann wieder zusammengebaut werden - auch hier ist die Reihenfolge natürlich wichtig. Der Vollständigkeit halber wurden auch die Achslager der vorderen Drehgestell-Räder noch mit Waffenöl geschmiert.

Reparatur

Nach der Wartung des Getriebes und dem Aufziehen neuer Haftreifen geht es nun an den Ersatz des defekten Lämpchens. Inzwischen sind die MS4/14V Ersatz-Glühlämpchen geliefert worden, passen jedoch nur auf den ersten Blick perfekt in die Fassungsaufnahme: Die Original-Lämpchen waren wohl über die komplette Länge etwas schmaler und hatten eine Rastnase mit welcher sich die Lampe von oben installieren liess.

Bei "normalen" Lämpchen dieser Fassung existiert jedoch diese Nase nicht, und die Lämpchen werden nach unten hin deutlich dicker. Dies hat zur Folge, dass die Lämpchen von unten in die Fassung montiert werden müssen, was auf Anhieb nicht trivial erscheint - da werden wir uns also etwas überlegen müssen. Die montierten Lämpchen sind ausserdem mit Kabeln  an der Fassung festgelötet - diese Kabel müssen ebenfalls entfernt werden.

Nach diesem Schritt nun die Frage, wie man das neue Lämpchen installiert: Die einzige Sinnvolle Möglichkeit bestand darin, die Fassung temporär nach hinten zu biegen, um das Ersatz-Lämpchen von unten in die Fassung schieben zu können. Durch die Dicke des Blechs der Fassung war das sehr schwierig: Man musste ausserdem darauf aufpassen, das Loch relativ rund zu halten und die im Plastik vernietete Fassung nicht abzubrechen. Das erforderte etwas Fingerspitzengefühl und auch etwas Mut zum Risiko.. letztendlich konnte es aber mit einer kleinen Zange bewerkstelligt werden.

Nun wurde das Ersatzlämpchen also von unten in die Fassung hineingeschoben, anschliessend wurde das Blech wieder zurückgebogen - auch hier brauchte man etwas Fingerspitzengefühl, um die Lampe bei diesem Vorgang nicht abzuscheren und intakt zu halten. Schliesslich musste dann noch die Stromfeder zum anderen Kontakt des Lämpchens hingebogen werden, was ebenfalls mit der Zange bewerkstelligt wurde.

Schliesslich konnte das Lämpchen dann doch in recht ordentlichem Zustand installiert werden - aufgrund des Risikos, etwas zu beschädigen wurde jedoch davon abgesehen, das andere Lämpchen aus Gründen der Symmetrie ebenfalls auszutauschen. Dies hätte auch nur bedingt Sinn gemacht da das andere Lämpchen etwas heller zu sein scheint und ausserdem noch voll funktionsfähig war.

Das Lämpchen wurde sogleich getestet und funktionierte - jedoch nur bei Stromzufuhr direkt neben der Fassung. Wenn man den Strom an der anderen Seite des direkt daneben angelöteten Elektronikbauteils anhielt, lief zwar auf einmal der Motor der Lok - der Stromfluss zum Lämpchen war jedoch unterbrochen, und das Lämpchen leuchtete daher nicht. Dass das eben nicht so sein sollte, zeigte auch eine kurze Überprüfung der Funktionalität des Lämpchens auf der anderen Seite - hier leutete das Lämpchen auch mit dem Elektronik-Bauteil dazwischen:

So sollte es natürlich nicht sein - ansonsten leuchtet das Lämpchen nämlich nicht wenn die Lok in eine Richtung fährt, ganz so wie es in der ersten Testfahrt zu sehen war: Das Elektronik-Bauteil schien deshalb defekt zu sein.

Doch um welches Teil handelt es sich überhaupt? Von vergleichbaren Lokomotiven mit ähnlich aufgebauten Schaltkreisen kann man ableiten, dass es eine Diode sein sollte. Diese sollte Strom in einer Richtung durchlassen und in der anderen Richtung blockieren. Bei dieser Diode war das jedoch nicht mehr der Fall: Sie blockierte den Strom in beide Richtungen.

Nach dem Ablöten der defekten Diode konnte  man sie etwas näher untersuchen, und man konnte die Bezeichnung "AA117" erkennen.

Diese Germanium-Dioden findet man auch heute noch im Handel - sie scheinen jedoch teilweise etwas überdimensioniert und ausserdem vergleichsweise teuer zu sein - mit einem Stückpreis zwischen 2 und 5 Euro (zzgl. Versand) - wahrscheinlich weil sie etwas hochwertiger als vergleichbare Dioden sind und auch noch in anderen Gerätschaften aus den 60er und 70er-Jahren verbaut wurden.

Vielleicht gibt es jedoch auch preiswertere Alternativen: Typische Ersatz-Dioden für die Lampen-Schaltkreise analoger Roco DC-Lokomotiven sind beispielsweise jene des Typs 1N4148, wovon auch noch ein paar in der Elektronik-Restebox vorhanden waren.. zum Vergleich: Ca. 100 Stück dieses Typs kosten etwa gleich viel als eine einzelne Germanium-Diode! Es könnte also möglich sein, die defekte Diode auch mit einem Bauteil dieses Typs zu ersetzen.

Nun muss man noch die Durchflussrichtung der Diode kennen, was sich leicht mit einem Multimeter herausfinden lässt, und diese dann richtig rum in den Schaltkreis einbauen - ansonsten leuchten nämlich beide Lämpchen während der Fahrt in einer Richtung (wie im unteren Foto gezeigt.. natürlich habe ich sie nämlich zunächst falsch run reingelötet :P so sollte es also NICHT sein!).

Im Falle dieser Diode war dies also mit dem "schwarzen Ring" der zylindrischen Markierung in Richtung des Lämpchens. Zunächst wird das eine Metallbein am Kabel angelötet - anschliessend wird das zweite Beinchen um 90 Grad umgeknickt und mit der Lampenfassung verlötet.

Kurzer Test - und diesmal scheint der Lichtwechsel einwandfrei zu funktionieren.

Auch eine kurze Testfahrt zeigte einwandfreien Lichtwechsel, so weit so gut - jedoch zeigte die Testfahrt einmal mehr ruckelndes und unregelmässiges Fahrverhalten, als ob die Lok manchmal eher zufällig Strom bekommt [7]. Die Stromabnehmer, Achsen und Räder wurden jedoch schon gut gereinigt.. Da stellt sich also die Frage, woran es sonst liegen könnte?

Die Antwort auf diese Frage versteckt sich in einem unscheinbaren Detail und einer Besonderheit dieses Modells welches auch andere alte Rivarossi-Lokomotiven ihr Eigen nennen dürfen: Nämlich einem mechanischen Umschalter zwischen Schienenbetrieb und Oberleitungsbetrieb. Diesen Schalter kann man gut an der Unterseite der Lok erkennen und ermöglich ein schnelles Umschalten der Modi - der Sinn dieses Schalters sei mal dahingestellt.

Um den Schalter von der anderen Seite, also der Innenseite des Gehäuses, zugänglich zu machen müssen erst mal die zentralen Ballastgewichte entfernt werden, was mit der Entfernung des mit Rastnasen befestigten Plastikdeckels möglich wird.

Bei der Betätigung des Schalters wird nun ein mechanisches Metallplättchen unter einer Metall-Druckfeder linear verschoben. Die Stromleitung erfolgt dadurch entweder über den Oberleitungsanschluss oder über die Radstromkontakte der Schienen. Das Problem ist nun, dass das Metallplättchen nur sehr locker auf den Anschlüssen liegt - wenn es also um die Kurve geht oder die Kontakte nicht richtig greifen wird, wird der Stromfluss sehr leicht unterbrochen.

Ein Ansatz zur Problemlösung wäre, die Feder zu verstärken oder stärker nach unten zu biegen. Diese ist jedoch vernietet und kann nicht leicht entfernt und wieder installiert werden.

Ein anderer Lösungsansatz ist doppelseitig leitendes Klebeband: Dieses kann im Fachhandel erworben werden und verdickt das Plättchen lokal, sodass der Strom zuverlässiger fliesst - oder er klebt das Plättchen einfach am Stromanschluss fest. Diese Lösung wurde versucht - jedoch löste sich das dünne, plastische Kupfer-Klebeband nach dem vor- und zurückschieben den mechanischen Schalters wieder ab und blockierte danach den Schalter, weswegen diese Idee wieder als unzureichend verworfen wurde: Eine Verbesserung der Zuverlässigkeit wurde dadurch kaum erreicht.

Man könnte noch versuchen, die Anschlüsse durch auflöten künstlich zu verdicken - diese Idee wurde jedoch aufgrund des Risikos, das nahegelegene Hartplastik aufzuschmelzen und die damit zusammenhängende Schwierigkeit, die Lötschichten bei Bedarf wieder zu entfernen, ebenfalls verworfen. Es gibt jedoch eine relativ praktische, reversible Lösung des Problems - nämlich den Schalter vollständig zu überbrücken und die stromführenden Kabel zwischen Radstromkontakten und Motorpol einfach zusammenzulöten. Diese Lösung wurde schlussendlich auch realisiert.

Da damit der Schalter ausser Betrieb gesetzt wird, wurden Aufkleber innen und aussen aufgebracht welche andeuten, dass der Oberleitungsmodus in dieser Konfiguration nicht möglich ist - sie kann jedoch in Zukunft bei Bedarf bei Auflöten und Umlöten der Verbindung wieder hergestellt werden.

Nun werden die Stromkabel vom Schalter abgelötet. Interessanterweise handelte es sichbei der zentralen Verbindung welche mit dem Motorpol verbunden ist um ein einziges Stromkabel von welchem mittig die Isolierung entfernt wurde - danach wurde es auf den Schalter direkt aufgelötet.

Das Kabel von den Radstromkontakten wurde ebenfalls vom Schalterende abgelötet und soll nun direkt mit dem Motorpol-Kabel verlötet werden. Dazu wurde zunächst das lange Stromkabel aufgetrennt, danach wurden alle 3 Kabelenden abisoliert.

Nach dem Zusammenlöten der 3 Enden dann wurde der Lötpunkt einfach unter das kleine Metallbein des Schalters geschoben damit es nicht im Weg ist oder irrtümlich mit den Ballastgewichten verkantet: Der Motor ist nun fest mit den Radstromkontakten verlötet.

Der Vollständigkeit halber wurde auch über dem Lötknotenpunkt noch ein Hinweis mit Isolierklebeband aufgeklebt, dass der Oberleitungsbetrieb für den Moment ausser Betrieb ist: Nun sollte die Zuverlässigkeit während des Betriebs doch deutlich höher sein als zuvor, wie eine kurze Testfahrt bestätigte [8]

Nun sind alle Arbeiten abgeschlossen, und die Lok kann wieder vollständig zusammengebaut werden: Mit dem gereinigten Gehäuse ist es nun noch Zeit für die finale Testfahrt, welche ebenfalls sehr erfolgreich war [9].

Ein tolles Projekt mit einigen Herausforderungen geht zu Ende - mit einem durchaus herzeigbaren Ergebnis: Einer GG1 in altem und neuem Glanz!

~HS~

 

Hinweis: Aufgrund der Länge der Lokomotive und der Drehgestelle ist der Betrieb auf ROCO Gleisradius R2 (Innenradius ca. 358mm) nur mit Vorsicht möglich.

Referenzen

[1] Rivarossi-Katalog 1969/70 - http://www.rivarossi-memory.it/Cataloghi_pubblicati/Catalogo_1969-70_UK/Catalogo_1969-70_Bocchia.htm

[2] GG1 - Testfahrt vor Instandsetzung - https://www.dropbox.com/scl/fi/s49czehk72m4j9baxronl/PRR-GG1-Testfahrt-vor-Instandsetzung.mp4?rlkey=lepwynf4asepnysl23dh240no&st=bui85sdo&dl=0

[3] KaModell homepage - Haftreifen für Rivarossi H0-Lokomotiven - https://www.kamodel.com/dh/ho/878-haftreifen-kamodel-fur-ho-rivarossi-lokomotiven-6stk.html

[4] Übersicht über die Haftreifen-Typen von KaModell - https://www.kamodel.cz/img/cms/Band%C3%A1%C5%BEe%202022%20aktualizace/P%C5%99ehledy%20DE/Tabulka%20velikostí%20bandáží%20KaModel%20CZ%20DE.jpg

[5] Rivarossi Ersatzteilkatalog, alte Modelle - http://www.rivarossi-memory.it/Cataloghi_pubblicati/Ricambi_1990/Ricambi_RR_1990.pdf

[6] Rivarossi Haftringe als Kaufangebot - https://www.ricambiagomodel.it/ita/r09050-2

[7] GG1 - Testfahrt nach Licht-Instandsetzung - https://www.dropbox.com/scl/fi/2kx74qlrh6wd9z191cvxr/Testfahrt-GG4-nach-Licht-Instandsetzung.mp4?rlkey=abnezk73lwkr8hmyd2xd4c4eu&st=js8wq1uj&dl=0

[8] GG1 - Testfahrt nach Schalterüberbrückung - https://www.dropbox.com/scl/fi/2kx74qlrh6wd9z191cvxr/Testfahrt-GG4-nach-Licht-Instandsetzung.mp4?rlkey=abnezk73lwkr8hmyd2xd4c4eu&st=js8wq1uj&dl=0

[9] GG1 - Finale Testfahrt - https://www.dropbox.com/scl/fi/1cau436qv6nz8qcthqe6l/GG1-Finale-Testfahrt.mp4?rlkey=9p2hp5ocqyfcagv32vtfr251v&st=ao28pkk0&dl=0