Projekt 2025-81202

Bachmann Spectrum 81202 - H16-44

Stichworte: tbc

Erwerb

Dieses schöne Modell einer amerikanischen Fairbanks Morse H16-44 Diesellokomotive kam aus einem Nachlass und fuhr leider nicht - ausserdem waren optische Mängel zu erkennen, welche eventuell auf Korrosion zurückzuführen waren.

Doch um welche Lokomotive handelt es sich eigentlich?

"Spectrum" ist die Premium-Linie von Bachmann, welche üblicherweise etwas hochwertigere Modelle, beispielsweise mit Digitaldecoder oder Sound, beinhaltet. Die Verpackung lässt jedoch darauf schliessen, dass dieses Modell bereits irgendwann Beginn der 2000er-Jahre in den Handel kam und somit noch ein sehr frühes Modell der "Spektrum"-Serie war - man kann also davon ausgehen, dass die Modelle damals noch nicht digitalisiert waren.

Als "Standard"-Modell kam die H16-44 jedenfalls im Jahr 2004 in den Handel, und zwar als Artikel-Nummer 64102 als Version der "Santa Fe"-Linie [1].

Nun wollen wir uns die Mängel einmal genauer ansehen.

Diagnose

Normalerweise sind Kupplungen recht robust entworfen. Bei Bachmann muss man jedoch aufpassen, dass die Kupplungen ordnungsgemäss festgeschraubt sind - ansonsten kann sich die Bremsschlauch-Attrappe aus Plastik nämlich leicht in den Schienen verhaken, wie im unteren Bild gezeigt. Die Kupplungen abzunehmen ist üblicherweise auch der erste Schritt, um das Gehäuse abzubekommen.

Beim Abnehmen der Abdeckung des Unterbodens dann zeigen sich Gebilde die auf Anhieb an Schimmelpilze oder ähnliche organische Auswüchse erinnern - jedoch befinden sie sich fast ausschliesslich auf dem Metall-Gehäuse. Was könnte das also sein?

Zunächst wollen wir jedoch durch das Lösen von vier weiteren Schrauben am Unterboden das Gehäuse komplett abnehmen - und bemerken auch, dass sich Fett- oder Öl-Ablagerungen auf den Drehgestellen befindet, was auf deutlich zu viel Schmierung hindeutet.

Im Inneren des Gehäuses dann bietet sich das gleiche Bild: Die Elektronik und die Plastikteile scheinen sich in sehr gutem Zustand zu befinden - der Metallrahmen jedoch schein auch hier von weissen und teils farbigen Auswüchsen befallen zu sein.

Etwas Recherche in Fachforen bringt zutage, dass es sich wahrscheinlich um metallische Korrosion handelt. Die bekannteste Form davon ist die interkristalline Korrosion von zinkhaltigen Metallen, welche aufgrund von Verunreinigungen der Legierung entsteht - umgangssprachlich "Zinkpest" genannt. Gegen Zinkpest spricht jedoch, dass das Metall weder brüchig noch rissig zu sein scheint - es handelt sich eher um Auswüchse der Oberfläche, welche anscheinend dort zutage tritt, wo das Metall unzureichend versiegelt scheint.

Es könnte sich daher eher um die sogenannte "Zinkblüte" handeln, welche grossteils durch Feuchtigkeit zu viel verursacht wird. Dafür spricht auch, dass sich die Ausblühungen relativ leicht abkratzen lassen - wir müssen also nach Entfernung der Korrosion darauf achten, die Flächen ordnungsgemäss zu versiegelen, um zukünftige Ausblühungen so gut es geht zu verhindern oder zumindest stark zu verzögern.

Die Drehgestelle mit dem aufgesetzten Getriebe, welche man leicht aus dem Gehäuse herausnehmen kann indem man die Kardanwellen löst, haben tatsächlich viel zu viel Schmierfett abbekommen - auch dieses werden wir zur Instandsetzung möglichst rückstandslos entfernen müssen.

Ob eines der oben genannten Probleme dafür verantwortlich ist, dass die Lok nicht fährt kann man zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen - es spricht jedoch vieles dafür, dass die Ausblühungen eventuell den Stromfluss behindern da bei diesem Modell die Stromabnahmefedern direkt mit dem Metallrahmen verbunden sind und somit auf die Leitfähigkeit des Materials angewiesen sind.

Zunächst müssen wir jedoch die Drehgestelle zerlegen und gründlich reinigen, damit sich die Getriebezahnräder danach mit frischer, aber deutlich sparsamerer Schmierung wieder gut durchdrehen können.

Wartung

Die Drehgestelle lassen sich durch eine Klick-Verbindung und zwei Schrauben öffnen. Auch hier sieht man deutlich, dass viel zuviel Schmierstoff aufgetragen wurde welcher das Getriebe zumindest teilweise blockiert hat.

Danach kann man die Treibachsen mit den Rädern ausbauen und beiden filigranen Stromfedern an der Seite nach dem Aufdrehen der winzigen Kreuzkopfschrauben mit einem kleinen Kreuzschraubenzieher entfernen.

Die Zahnräder bekommt man aus dem Getriebe indem man von der Seite die jeweiligen Achsen hinausdrückt  - insgesamt 3 Achsen mit 3 weissen Zahnrädern. Man muss etwas fester drücken, da die Achsen ab Werk von einer Seite als Rausfallschutz ans Gehäuse des Getriebes geklebt sind.

Achtung: Die Schnecke ist ins Getriebe-Gehäuse gepresst und lässt sich nur mit Spezialwerkzeug entfernen und wieder einbauen! Dies ist auch in der Betriebsanleitung vermerkt - es handelt sich nämlich um ein einziges Ersatzteil ("Truck main frame"). Um auf Nummer sicher zu gehen lässt man die Schnecke daher am besten im Gehäuse und versucht danach, das zusammengebaute Teil so gut wie möglich von aussen zu reinigen.

Nach einer gründlichen Vorreinigung aller Teile legt man sie am besten einen Tag lang in SR24-Modellbahnöl ein. Der Schmierstoff verfärbt sich dadurch weiss und lässt sich sehr leicht abschrubben, am besten mit einer alten Zahnbürste - falls er sich nicht schon im Ölbad selbst abgelöst hat.

Danach baut man einfach alles wieder zusammen. Um die Achsen wieder ausfallsicher zu gestalten kann handelsüblicher Plastikkleber verwendet werden. Üblicherweise sind die Achsen jedoch sowieso mit einer Presspassung versehen: Bei der Stärke des Klebers ist man also anfangs gut beraten, einen eher schwachen Kleber zu verwenden, um die Achsen später wieder einigermassen einfach herausbekommen zu können.

Um die weissen Flocken des Schmiermittel-Rückstands aus dem SR24-Bad zu bekommen kann man einfach einen handelsüblichen Kaffeefilter verwenden: So kann man das Öl relativ gut für andere Zwecke wiederverwenden.

Nun können wir uns dem korrodierten Metallrahmen zuwenden - dafür müssen wir ihn zunächst aber in zwei Hälften teilen.

Reparatur des Gehäuses

Die beiden Hälften des Metall-Rahmens sind nämlich elektrisch voneinander isoliert: Ein Pol des Motors ist jeweils leitend mit einer Gehäusehälfte verbunden - ein eher ungewöhnliches Prinzip, wenn man mit europäischen Marken zu tun hat. Auch hier könnte es durch die Korrosion also zu einem ungewollt isolierenden Effekt gekommen sein. Der Motor selbst ist durch eine dünne Plastik-Hülle gegen den Metallrahmen isoliert.

Um die beiden Hälften auseinanderzubekommen muss man ein paar Schrauben lösen - danach können sie zum Beispiel mit einem breiten Schraubenzieher auseinandergedrückt werden. Dadurch wird auch der Motor mit den beiden Schwungmassen freigelegt. Die beiden Lokführerfiguren sind ebenfalls eingeklebt und können hinausgedrückt werden.

Nun kann man die beiden Hälften auch innen oberflächlich reinigen und den Motor herausnehmen. Die dünne Isolierschicht ist im Laufe der Jahrzehnte versprödet und brüchig geworden - es kann daher sein, dass die Isolierung beim Herausnehmen bricht. Diese kann jedoch wieder mit Plastikkleber zusammengeklebt, oder gegebenenfalls durch ein paar Lagen Isolier-Klebeband ersetzt werden. Hier muss man dann darauf achten, dass die Dicke relativ exakt erhalten bleibt da der Motor in die Gehäusehälften eingepasst werden muss.

Die Ausblühungen lassen sich zunächst grob mit einem Schaber oder kleinen Feilen entfernen. Vor allem bei schwer zugänglichen Ecken und Stellen an der Innenseite des Rahmens muss man dann mit Schleifpapier oder Nadeln heran, um die Korrosion so gut wie möglich oberflächlich zu entfernen.

Referenzen

[1] Bachmann-Katalog 2004, Seite 25 (Screenshot)

[2] Text